„Cosmic Guerilla“ Cocktail Table

Es ist schon ein paar Monde her, da hatte ich Kontakt mit einem „Cosmic Guerilla“ Cocktail Automaten. Das ganze muss ’83, oder ’84 in Dänemark gewesen sein. Ich war mit meinen Eltern in Elsegårde auf dem Campingplatz Blushøj.
In dem kleinen Raum konnte man davor das Jahr noch Hamburger kaufen, aber dieses Jahr stand da unter anderem halt dieser komische Kasten rum, der mich irgendwie magisch angezog.
Der allererste Kontakt zu einem Arcade Gerät war es zwar nicht – ich glaube das war Pacman auf irgendeiner einsamen Skihütte – trotzdem war es für mich ein tiefgreifendes Erlebnis.
Mein ganzes Taschengeld sollte in der Kiste landen – ein Spiel kostete 2 dänische Kronen.

Viel viel später, als ich in den Genuss von M.A.M.E auf dem PC kam, habe ich nach langer Suche die ROMs zu dem Spiel gefunden.
WAS ?! Dafür hab ich früher meine ganze Kohle ausgegeben ?!
Ok, man war ja mitlerweile verwöhnt was Spiele angeht.
Cosmic Guerilla von der Fa. Universal ist immerhin von 1979 !

Als ich dann nochmal ein paar Jahre später ein Arcade Cab mit einigen Spielplatinen besass hielt ich Ausschau nach eben dieser speziellen Spielplatine. Für ein original Cocktail Automaten, oder gar Standgerät hatte ich kein Platz, wollte aber immerhin die original Spielplatine für mein Cab haben.
Oha ! Das ist ja garnicht so einfach !

Wie es der Zufall so will wollte jemand wieder ein paar Jahre später das Spiel als Cocktail Table Version in einem Arcadeforum verkaufen. Das Problem: Standort Wien. Dazu war der Kasten leider mehr als eine Grotte und der Preis war eigentlich eine Frechheit.
Egal, ich wollte die Spielplatine. Aus dem Forum64 hatte ich jemanden kennen gerlernt, der in Wien wohnt und zufällig in den nächsten Monaten quer durch Dutschland fahren wollte.
Er wollte den Tisch für sich, da er vor hatte einen Commodore C64 reinzubauen.
Perfekt ! Den Preis haben wir uns geteilt 🙂

Als er dann tatsächlich bei meinem Kumpel vor der Tür stand drückte er mir die Platine in die Hand.
Bisl komisch sieht das Ding ja aus…
Der Zustand ist, zumindest was den Drahtverhau angeht, original !
Die Platine ist lediglich von meinem Kumpel SamW so umgebaut worden, dass ich diese in meinem adp Twinliner (Universal Cab) betreiben kann. Der Umbau bezieht sich nur auf den Bereich unten rechts wo noch Spannungsregler und dicke Elkos gesessen hatten.

Nunja, der Kollege wollte dann doch keinen C64 mehr in den Tisch bauen und so stand dann auf einmal der völlig abgerockte Tisch bei meinem Kumpel auf der Einfahrt. Tolle Wurst !
Das Ding war aber sowas von Fritte…
Farben weggekratz, Scheibe völlig zerkratz, Fußgestell verrostet… Echt schade drum.
Die Aufarbeitung wäre bei mir wahrscheinlich ein 10 Jahresereignis geworden, dazu hatte ich damals keinen Platz.
Zum Glück hat sich tatsächlich noch jemand gefunden, der den kompletten Tisch mit Monitor usw. haben wollte – OHNE Spielplatine.

Und wieder war der Zufall im Spiel…
…und wieder waren zwei oder drei Jahre vergangen…
Es war Sommer 2018.
Ursprünglich wollte ich mir eine Flipperkopfscheibe als Deko bei einem netten Menschen in Hessen kaufen. Irgendwie kamen wir auf das Thema Arcade und er meinte, dass er noch einen guterhaltenen Cocktail Table zu verkaufen hätte.
Als ich neugierig war hatte er mir Bilder per Whats App geschickt.
Ich gucke…
…gucke nochmal…
… auf einmal ging der Puls hoch !!
Ein original Cosmic Guerilla Cocktail Table in sehr gutem Zustand !!
Musste ich haben. Egal, dass die Reise 2,5 Std hin dauerte, egal dass ich eigentlich immer noch keinen Platz hatte, egal dass der Preis recht hoch war. Einfach nur EGAL 🙂 Musste ich haben !

Hmmm, passt das Ding ins Auto, oder nicht…
…ACH, lieber DOCH mit Anhänger hin.
Der Hinweg war ja noch prima, aber auf dem Rückweg mussten wir dann relativ schnell anhalten.
Es sah nach Regen auch, dewegen hatte ich das Gerät schön verpackt – aber leider nicht für die Fahrt OPTIMIERT verpackt. Bisl mehr Tape drum, Foto gemacht, weiter ging es 😉

Zum Glück verlief die Rückfahrt ohne weitere Probleme und das Ding stand auf der Einfahrt 🙂

das erste was ich gemacht hatte:
Ein Schutz für die Glasscheibe.
Später Tischdecke drüber – fertig.
Schließlich hängt die Dartscheibe direkt drüber…
Der alte, „normale“ Tisch musste dafür halt weg.

Die Frage war dann noch ob in meinem Gerät ein S/W Monitor verbaut ist, oder Farbe.
Letzteres wäre natürlich schöner. Die ersten Geräte wurden mit S/W Monitor gebaut – eine spezielle Folie unter der Glasplatte ezeugte dann ein „Farbbild“.

Glück gehabt – Farbe 🙂

Hmmm…. Womit der Münzprüfer mal gefüttert wurde weiß der Kuckuck, aber cool wäre es doch wenn er mit alten dänischen Kronen klar kommen würde ! Halt um das Feeling von damals aufleben zu lassen 😉 Dazu später mehr.

Leider gab es ein Problem – die Kiste machte nicht was sie sollte, bzw. der Spielablauf war falsch.
Einer der Gegner auf der linken, oder rechten Seite „tickt“ zwischendurch mal ab und rennt wie blöde los um einem die Teile in der Mitte zu klauen. Abschiessen – alles gut. Das Spiel läuft dann normal weiter, bis der nächste Gegner irgendwann abtickt.
Bei meiner Platine tickt allerdings SOFORT der nächste ab. Wer das Spiel kennt weiß, dass dann relativ schnell Feierabend ist.
Dazu hatte ich die Farben irgendwie anders in Erinnerung. Kein weiß in der Mitte, dazu mehr Abwechslung der Farben.
Ich meine beim M.A.M.E. Emulator ist dazu die Hintergrundfarbe schwarz.

Ich habe das ganze mal mit der anderen Platine (Drahtverhau) gegengetestet. Im Cocktail konnte ich die ja leider nicht mehr anschliessen, oder hätte die Änderungen rückgängig machen müssen.
Also wurde diese halt im Twinliner (Universal Cab) angeschlossen.
Dafür musste ich erstmal einen Holzeinschub basteln. Leider ist die Platine etwas zu lang, daher dieses „etwas“ ungewöhnliche Design 😉

viel geändert hat sich allerdings nicht.
Weiß war jetzt gelb und gelb weiß, oder wie auch immer.
Der Hintergrund ist blau geblieben.
Der Spielablauf auf dieser Platine funktioniert aber wenigstgens !
Trotzdem wollte ich diese Platine nicht in meinem Gerät haben.
Also: Die Ursache für das komische Ververhalten (Spielablauf) bei der eingebauten Platine finden.


Viel ist auf der Platine ja nicht drauf. Das einfachste wäre es ja erstmal gewesen die Eproms untereinander zu tauschen in der Hoffnung das dort die Ursache liegt.

Problem: Epromtausch war ohne weiteres nicht möglich !!

wo sind die acht Eproms ?!

nachdem ich die Soundplatine abgestöpselt hatte sah das ganze SO aus:

Die Daten der 8 Eproms sitzen hier auf zwei MASK ROMs. Super !
Irgendwie nicht so GANZ kompatibel zu der anderen Platine…

Auf der Platine im Cocktail Table sitzen an dieser Stelle nicht mal IC Sockel !!

Das einzigste was ich tauschen konnte war Eprom 9 – NATÜRLICH hat das nichts gebracht 🙁

Tja, was tun ?
Oder ob der Fehler doch irgendwo in dem TTL Grab liegt…
Bevor ich irgendwo mit anfange wo ich keine Ahnung von habe, bzw. blind irgendwelche Elektronikbauteile tausche beschloss ich den Inhalt der Eproms auszulesen und mit den M.A.M.E ROMs zu vergleichen.
Vielleicht habe ich ja Glück und es liegt wirklich an den Eproms.

Leider ist das Board mit 2708 Eproms bestückt – das kann kein aktueller Eprombrenner.
Das auslesen wäre mit etwas Gebastel relativ einfach gegangen, aber beim beschreiben wäre Feierabend gewesen, da ein 2708 Eprom dafür drei verschiedene Spannungen benötigt.

Ich besitze zwar einige Eprommer – in erster Linie allerdings für den Commodore C64.
Keiner ist dabei der 2708 Eproms brennen kann. Oder doch ?!
Irgendwie hatte ich in Erinnerung im Menü eines C64 Gerätes etwas von 2708 gelesen zu haben.
Bis ich mich aufraffen konnte das Ding zu suchen schaute ich zwischendurch immer mal bei Ebay und co vorbei um nach alten PC Eprommern zu suchen, die den 2708 beherrschen.
Leider gab es aktuell nichts zu kaufen.

So ging ich dann halt doch auf die Suche nach dem C64 Gerät.
Tadaaaa 🙂

Hä ?! Einspannungseproms ? 2708 ?!
Ich kenne die 2708er nur mit drei Spannungen.
Vielleicht irgendwelche Exoten die es mal gegeben hat und die es schon damals nicht an jeder Straßenecke zu kaufen gab….
…keine Ahnung.

ja, toll. Dann musste halt doch irgendwas neues her.
MOMENT, da war doch was…
Ich hatte mir doch vor Jahren mal so ne alte Möhre gekauft, eigentlich nur da ich das Design irgendwie schön fand…

Wo liegt das Ding nur ?! Wo hab ich das Teil nur hingepackt ? Verdammt noch mal !!

Uih, da isser 🙂 Gammelig wir er damals gewesen ist lag er immer noch im Karton.

Mal etwas recherchiert…
…HUCH – die Kiste kann 2708 Eproms !!
Warum nicht gleich so ?
Komisch – hatte ich irgendwie völlig vergessen, dass das Ding seit Jahren irgendwo rumgelegen hat.
Da überlegt man wie sich 2708 Eproms ohne passenden Eprommer brennen lassen – ich war sogar kurz davor mir einen „etwas“ komplexeren Adapter aus dem Netz nachzubauen…
…dabei liegt das gesuchte seit Jahren rum. Unglaublich !

Schön putzi, putzi…
…da isser:

Neben der Software gab es sogar eine Anleitung als PDF im Netz 🙂

So. Jetzt ging es dabei die Kiste irgendwie ans laufen zu bekommen.
Da mein alter XP Laptop über keine parallele Schnittstelle mehr verfügte kaufte ich mir im Vorfeld einen brauchbaren USB -> COM Adapter.
Das Modell hat mir auf Arbeit schon gute Dienste bei Siemens S5 Software geleistet – scheint was zu taugen 😉
Wer es nicht weiß – Siemens benutzt ein etwas spezielles Protokoll wo viele Adapter nicht mit klar kommen.

Mein Kumpel SamW hat mir auf meinen alten Laptop die DOSBOX passend eingerichtet, und dazu die passenden Einstellungen in der Eprommersoftware vorgenommen.

Nun konnte es endlich losgehen die Eproms auszulesen um diese mit den M.A.M.E Dateien, die ich mir vor Jahren irgendwo besorgt hatte, zu vergleichen.

Siehe da: Vier Eproms hatten einen leicht geänderten Inhalt gegenüber den ROMs aus dem Netz !
Bei einem Eprom war es nur ein Byte, bei einem anderen fünf, die anderen beiden um die 10 Bytes.
Merkwürdig !

Ich habe dann die vier Eproms neu gebrannt.

Guck mal da, auf einmal war sogar grün dabei 🙂

Der Bug im Spielablauf war aber komischerweise immer noch da !!
Im Nachhinein vielleicht nur ein Kontaktproblem im IC-Sockel – wer weiß.

Ich beschloss mir neue Eproms zu besorgen, alle 9 Eproms mit den Daten aus dem Netz zu brennen und gegen die originalen zu tauschen.
Ich hatte zwar noch welche von diesen Golddingern aber die IC-Sockel schienen mir für diese extrem dünnen Pinne zu ausgelutscht zu sein.

Endlich waren die neuen Eproms da – weiter gings 😉

Zuerst wurden die Eproms gebrannt – hier mal ein kurzes Video:

und dann getestet:

läuft !!!

vorher:

nachher:

die liegen zur Erinnerung jetzt in der Ecke 😉

Nun war der Münzprüfer an der Reihe.
Es wäre wirklich klasse wenn dieser alte dänische Kronen annehmen würde.
Um die 20 Münzen hatte ich noch – einige wurden noch dazu gekauft.

Irgendwie schien es aber nicht so einfach zu sein damit auf einen grünen Zweig zu kommen.
Es fing schon damit an, dass der Schlitz zu klein gewesen ist.

ich besorgte mir aus einem Forum einen Münzprüfer. Der Preis war eine Krone + Porto 😛
Tatsächlich funktionierte der Münzprüfer zu 99% – leider sah ich keine Chance diesen in meiner Mechanik, bzw. hinter der Blende zu verbauen 🙁

Bis ich das Thema wieder aufgefriffen hatte veging ca. 1 Jahr.
Ich kaufte mir div. Arcade Boards, als Bonus legte mir der Verkäufer einen elektronischen Münzprüfer dabei.

Irgendwann machte das Ding dann auch mal was es sollte – allerdings gab der Prüfer nur einen kurzen Spannungsimpuls von 12V raus. Also musste noch ein Relais drangetüddelt werden um einen potentialfreien Kontakt zu bekommen, um die Spielplatine nicht zu zerstören.
Da der Impuls so kurz war ist es auf dem digitalen Meßgerät nur über „HOLD“ Funktion vernünftig zu sehen gewesen.

Das ganze funktionierte recht gut und war eigentlich reif für den Einbau.
Kleines Problem:
es passte mechanisch mal wieder nicht so ganz.

Irgendwie war ich mit der Lösung und der verbundenen Arbeit, die nun noch auf mich zukommen sollte nicht zu frieden.

Es muss doch irgendwie einfacher gehen!
Ausserdem wollte ich den Automat möglichst im Originalzustand lassen – zumindest nach aussen hin.

Also: So bearbeiten, dass die Münze durch den Schlitz passt. Dann irgendwie die Mechanik bearbeiten, dass die Münze angenommen wird. Sprich – den Münzprüfer „kaputt“ machen.
Geht schon irgendwie….

Von dem Ergebnis war ich dann mehr als überracht !!

Erstmal zerlegen das Ding:

und auffeilen:

sehr schön 🙂
sieht man garnicht.
Tat doch garnicht weh 😀

Der Schlitz passt, die Münze fällt durch 🙂

Alles wieder zusammengebaut – minimal an der Mechanik etwas verstellt…
Wahrscheinlich nimmt das Ding jetzt auch Knöpfe 😛
Egal – ES FUNKTIONIERT !!!
Ohne großartig etwas kaputt zu machen 🙂

Warum nicht gleich so ?!

Um den Münzprüfer wieder einzubauen, bzw. um an die Schrauben vernünftig dran zu kommen musste ich den Kasten im Vorfeld etwas zerlegen…
…und dann wieder zusammen bauen.

Klappe zu, Affe tot 😉

Zum Schluß habe ich noch den passenden DIP Schalter so eingestellt, dass erst ein Spiel aufgebucht wird, nachdem ZWEI Münzen eingeworfen worden sind.

Also genauso wie vor ca. 35 Jahren in Dänemark 🙂

Fertig 🙂

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